Der Lieblingsplatz im Garten kann ganz unterschiedlich sein
Als Gartenarchitektin gestalte ich Plätze zum Aufenthalt, zum Bewirten von Gästen oder einfach Lieblingsplätze im Garten. 2020 war unser eigener Garten an der Reihe. Die Umsetzung passte haargenau in den ersten Lockdown. Als hätte das die Gartenplanerin so geplant (hat sie aber nicht). Welch ein Glück, sich in dieser bedrückenden Zeit, sich so etwas Positivem wie den Lieblingsplätzen im eigenen Garten zu widmen.
Den einen Lieblingsplatz habe ich nicht. Es sind viele.
Am Morgen nehme ich meinen Pausen-Cappuccino im neuen, englischen Gewächshaus ein, inmitten von Topfpflanzen – das aber nur im Winter und Frühjahr. Im Sommer muss ich weichen, ich sitze dann vor dem Gewächshaus im Halbschatten während sich im Gewächshaus nun zahlreiche wärmeliebende Gemüse- und Obstpflanzen wie Tomaten, Paprika, Gurke, Aubergine oder Melone ausbreiten- sie mögen eher Wasser als Cappuccino.
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Mittags nach dem Mittagessen liege ich gerne für 10 Minuten in der Hängematte nach dem Motto „Mir reicht´s – ich geh schaukeln“.
Gegen Abend genieße ich gerne die Abendsonne auf einer alten Bank, geschützt an der Hauswand, auf der auch schon mal die ganze Familie Platz findet. Wenn im Frühsommer all die Pfingstrosen dort blühen, ist dieser Platz besonders beliebt.
Mit unserem Besuch sitzen wir bei Mahlzeiten gerne auf der neuen, sonnigen Terrasse; dort steht auch der Ofen, in dem wir gerne für unsere Gäste Flammkuchen oder Pizza backen. Ebenfalls an der sonnigen Terrasse ist die Feuerstelle, wo oft nach dem Grillen ein Lagerfeuer knistert. Die Sitzmauer fängt tagsüber die Sonnenstrahlen ein und gibt sie abends den Sitzenden ab. Vorbeiradelnde Bekannte können wir von dort aus grüßen, es entsteht auch mal längeres Geplauder am Gartenzaun oder ein Wechsel auf unsere Seite des Gartenzauns – auf ein kühles Getränk.
Im Hochsommer allerdings freuen wir uns, in schattige Areale ausweichen zu können und sitzen auf der hinteren Terrasse am Haus. Dort werden wir kaum gesehen, man kann sich also ein bisschen verstecken. Auch ein Sommergewitter vertreibt uns nicht von der überdachten Terrasse. Nur die Mücken finden uns an diesem vor Luftzug geschützten Plätzchen trotzdem.
Wenn ich mit meinem Kind im Garten bin und mit leckeren Matschgerichten „verwöhnt“ werde, sitze ich gerne direkt beim Matschtisch auf der Baumbank, die immer mit einem Sonnenplätzchen, aber auch einem Schattenplätzchen aufwartet – je nach Bedarf, Temperatur und Jahreszeit. Einige Leute mögen diese Bänke nicht, da sie unkommunikativ seien. Ich kann vom Gegenteil berichten. Baumbänke in Seniorenheimen lassen zufällige Begegnungen erst entstehen. Und natürlich kann man sich zuwenden.
Neigt sich der Tag dem Ende zu, gehen wir schnell nochmal in den Bauerngarten, um die Nachtkerzen zu beobachten. Nach und nach öffnen sie sich und verströmen ihren köstlichen Duft. Es macht gerade Kinder Freude, diesem Naturschauspiel beizuwohnen, noch dazu, wenn man das zu-Bett-gehen etwas herauszögern kann.
Seit ein paar Tagen habe ich den Stuhl vor dem Gewächshaus ausgetauscht gegen eine tiefe Bank, die vorher relativ unbenutzt am Eingang stand. Von dort aus habe ich verschiedene „Farbfenster“. Ich blicke Richtung Berge, davor sind übermannshohe Stauden in hellgelb, die den Blick nicht verstellen, sondern vor dem blauen Himmel tanzen und den Ausblick auf die Berge verschönern. Richte ich den Blick geradeaus, schaue ich auf den lila Hügel aus Storchenschnabel, durchsetzt von Salbei und Bodendeckerrosen in rosa und weiß. Daneben die Natursteinmauer mit Lavendelband, wo es immer summt und brummt. Es sitzt sich, mit dicken Polstern auf der Bank, nun dort noch gemütlicher und mit ein paar Lichtern und Laternen am Abend ist dies ein wunderbarer Platz der Ruhe. Gerade weil man den Blick schweifen lassen kann.
Gute Planung lohnt sich also, es entstehen Einblicke und Ausblicke und es eröffnen sich neue Perspektiven – besonders schön sind die, die von Bäumen gerahmt werden.
Viel Spaß beim Suchen Ihrer Lieblingsplätze!
